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Reflection-In-Action: Gedankenspiele auf höchstem Niveau

Hast du dich schon einmal selbst beobachtet? Zugegeben, einerseits klingt die Frage ein bisschen weird. Andererseits finde ich die Aufgabe des Selbstbeobachtens, die uns im Zuge meines Masterstudiums aufgetragen wurde, super spannend. Wie gehe ich beim Erstellen eines Blogbeitrages vor? Welche Gedanken bahnen sich dabei einen Weg durch meine Synapsen? Und wie fühle ich mich eigentlich dabei? Genau diesen Fragen möchte ich mich im Folgenden stellen. 

Photo by Noah Buscher on Unsplash.
Photo by Noah Buscher on Unsplash.

So wende ich „Reflection-in-Action“ in meinem Job als Texterin an

Meine Gedanken niederschreiben. Nichts leichter als das. Naja, zumindest dachte ich das im ersten Moment. Denn: Als Texterin in einer Kommunikationsagentur gehört die Praxis, über das geschriebene Wort nachzudenken, gewissermaßen zu meiner täglichen Arbeit. Es liegt in der Natur meines Jobs, Botschaften klar zu vermitteln und Texte „gut klingen zu lassen.“ Um ehrlich zu sein, ist ein Text (oder in diesem Fall ein Blogpost) für mich NIE fertig, geschweige denn perfekt. In Wahrheit könnte ich mich stundenlang damit beschäftigen, mein Geschriebenes zu redigieren, an Formulierungen zu feilen oder den einen oder anderen weiteren Aspekt hinzuzufügen. Natürlich ist das in meinem täglichen Job nicht machbar, da 1) meine dafür aufgewendete Zeit kein Klient der Welt bezahlen würde und 2) die Verbesserungen wohl kaum jemandem außer mir auffallen würden bzw. Außenstehende wahrscheinlich gar keinen so großen Unterschied zwischen den zwei Versionen bemerken würden.

 

Böse Zungen mögen nun behaupten, das liegt an meinem Perfektionismus. Tja, kann gut sein, aber ich denke, es liegt vor allem auch darin begründet, dass ich eben sehr viel reflektiere und über meine Handlungen nachdenke. Wie ich etwas formuliere, hat eine riesengroße Auswirkung darauf, wie es beim Gegenüber ankommt. Allein schon dieser Gedankengang zeigt, wie wichtig es ist, über das Geschriebene nachzudenken. Denn anders als im Gesprochenen hat man keine Möglichkeit – oder zumindest nicht so schnell die Möglichkeit – das Kommunizierte zu erklären und gegebenenfalls Missverständnisse aus der Welt zu räumen. 

Photo by Green Chameleon on Unsplash.
Photo by Green Chameleon on Unsplash.

Kreativer FREIRAUM: Wie ich Ideen entwickle

Generell würde ich von mir behaupten, ein sehr reflektierter Mensch zu sein. Nicht selten höre ich von den Menschen aus meinem engsten Umkreis: „Denk doch nicht immer so viel nach.“ oder „Mach ein bisschen schneller. Im Endeffekt, ist eh immer alles gut, was du machst.“ Aber so bin ich eben. Ich denke, bevor ich mache. Ein Charakterzug, der von vielen geschätzt wird, aber nicht immer nur Vorteile mit sich bringt. Aber das ist ein anderes Kapitel. 😉 Wenn ich mir die Frage stelle, wie ich an meine Texte herangehe bzw. wie ich Ideen entwickle, ist die Antwort recht klar. Sie kommen nie dann, wenn sie kommen sollen, sondern die besten Einfälle ergeben sich meistens in Situationen und an Orten, an denen man sie am wenigsten erwartet. So wie dieses Mal. Als ich heute Früh in der Dusche stand und mir Gedanken zu dem hier gerade entstehenden Reflection-in-Action-Blogpost machte. Während ich ein Haselnussgroße Portion meines Silbershampoos auf meine Handfläche drückte, wusste ich plötzlich, wie ich die Aufgabe angehen werde und auf welche Inhalte ich unbedingt eingehen möchte. Bei mir passiert das an den verschiedensten Orten: Oft gehe ich mit einem Auftrag spazieren oder wandern. Nicht selten, trägt das satte Grün der Natur und die frische Luft dazu bei, dass ich plötzlich die eine zündende Idee habe.

6 Reflexionsfragen an mich selbst: Wie schreibe ich einen Blogbeitrag?

Genug um den heißen Brei geredet. Anhand eines Fragen-Antwort-Spieles gebe ich euch nun einen Einblick, wie ich beim Schreiben eines Blogbeitrages vorgehe:

  • What are the first words? What do you think when you write the first words?

Ich liebe fesselnde Intros. Deshalb mach ich mir immer sehr viele Gedanken darüber, wie ich in einen Text einsteigen möchte. Zitate sind meiner Meinung nach immer eine gute Möglichkeit, um den Leser/ die Leserin gleich zu Beginn für sich zu gewinnen. Wenn ich gefühlsmäßig zu viel Zeit investiere, um ein cooles Intro zu kreieren, setze ich beim Rest des Textes fort und widme mich erst zum Schluss wieder dem Einstieg. Das mache ich übrigens mit der Headline auch so. Nur selten steht der Titel bereits am Beginn meines Schreibprozesses fest.  

  • Do you have the whole picture of the post already in your head when you start?

Diese Frage für mich klar zu beantworten: NEIN. Mitunter ist dies auch eine große Schwierigkeit, mit der ich oft zu kämpfen habe. Klar habe ich ein grobes Bild von dem Aufbau im Kopf und bin mir über die Inhalte der verschiedenen Absätze im Klaren. Dennoch ist es beinahe immer der Fall, dass meine Blogbeiträge (oder Texte im Allgemeinen) im Endeffekt länger werden als geplant. Denn: Es gibt oft zu viele Details, die in meinen Augen zu interessant wären, um sie nicht zu erzählen. Im Zweifelsfall gilt bei mir immer: Inkludieren. 😉

  • How does the post evolve?

Der Blogpost entwickelt sich im Prozess des Schreibens. Oft starte ich mit einer kleinen Brainstorming-Session, in der ich alles niederschreibe, das mir einfällt. Während des Schreibens entscheide ich dann, wie ich die Dinge formuliere, welche Aspekte ich weglasse und wie ich die verschiedenen Aussagen miteinander verbinde.  

  • How is your mood?

Ich liebe es, zu schreiben. Deshalb bin ich dabei meist sehr positiv gestimmt. Ich weiß aber auch, wie aufwendig es ist, einen guten Blogbeitrag zu schreiben. Es nimmt viel Zeit in Anspruch und die muss man haben. Habe ich sie nicht, fühle ich mich gestresst und auch ein bisschen genervt.

  • Are you confident that your post will be good enough?

Ich denke, gerade weil ich mich in meinem beruflichen Umfeld „Texterin“ nenne, gehen sehr hohe Erwartungen mit dem Verfassen eines Blogbeitrages einher. Zumindest stelle ich diese an mich selbst. Gewissermaßen möchte man zeigen, was man draufhat. Deshalb stelle ich mir vielleicht ein paar Mal öfter die Frage „Ist der Beitrag gut genug?“ als meine StudienkollegInnen.

  • What do you hate when writing a blog post?

Das Wort “hassen” benutze ich nicht gerne. Es ist in seiner Aussagekraft so stark und lässt so viele Emotionen mitschwingen. Ich denke, es gibt nur eine Handvoll Dinge, die ich wirklich „hasse“ – Sachen, die in Verbindung mit dem Schreiben eines Blogbeitrages gebracht werden können, gehören jedenfalls nicht dazu. Deshalb frage ich mich, was ich beim Verfassen eines Blogbeitrages nicht mag. Mich nervt es, wenn ich schon viel Zeit in das Schreiben eines Beitrages investiert und ich dennoch den Eindruck habe, dass ich noch lange nicht am Ende bin. 

Mehr Reflection-In-Action gefällig?

Dann schaut euch gerne den Reflection-in-Action-Blogpost getraut. Ihr möchtet euch selbst an den Prozess wagen? Unsere Lektorin Jutta Pauschenwein, welche uns in die reflektierende Praxis eingeführt hat, verfasste eine Reihe von hilfreichen Beiträgen dazu: 1) Make reflection-in-action visibile, 2) I’m a reflective practitioner in the field of online teaching und 3) Introduction to the reflective practitioner.